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8-Spur Digitalaufnahmetechnik mit vorgeschalteten Kompressoren
Ausgangspunkt ist ein altes P III-Notebook mit einer USB2-PC-Card mit 4 ports.
An dieser hängen vier Behringer UCA 202 USB-Soundkarten. Diese
sind billig (z.Z. 29 Euro pro Stück), frei von Schnickschnack (2
Eingänge, 2 Ausgänge, ein Kopfhöhrerausgang), laufen
ohne aufwändige Treiber mit geringer Systemlast unter Win98,
arbeiten absolut synchron und sind in Sachen Rauschen, Dynamik und
Soundqualität deutlich besser als eine Standartsoundkarte.
Soweit sind wir bei Kosten von rund 135 Euro. Verglichen mit den
Preisen für 8-Spurkarten sind wir soweit also sehr günstig
davongekommen, was die Anschaffung von Kompressoren für alle acht
Kanäle erlaubte.
Die Wahl fiel hier auf die schon etwas betagten Behringer Multicom,
4-kanalige Kompressoren – etwas eingeschränkt in den
Einstellungsmöglichkeiten, aber für unsere Zwecke allemal
ausreichend und auf Ebay für 30-50 Euro erhältlich.
Im Aufnahmealltag hat der Einsatz von Hardwarekompressoren vor
der Soundkarte auch noch den Vorteil, daß man sich nicht mehr gar
so akribisch um die richtigen Aufnahmepegel kümmern muß.
Schließlich hat man niemanden dabei, der sich nur um die Aufnahme
kümmert und sollte sich auch noch ein wenig auf das eigene Spiel
konzentrieren.
Als Mikrovorverstärker dient ein altes Aria Pro II- Mischpult. Ein
16-Kanalpult der billigen Sorte aus den 80ern, das aber kaum rauscht
und vor allem pro Kanal einen Ausgang (nach Gain und EQ!) bietet.
Nebenbei stellt das Teil einen brauchbaren Kopfhöhrerausgang
für Overdubs zur Verfügung (der Ausgang der UCA-Soundkarten
ist dafür zu leise!).
Soweit die Aufnahmetechnik. Fehlen noch die Mikrophone.
Das Problem: Übersprechen und Raumklang. Die Lösung: Greenzflächenmikrophone.
Je mehr Kanäle zur Verfügung stehen, desto deutlicher
tritt das Problem der Kanaltrennung zu Tage. D.h., es macht wenig Sinn
jedem einzelnen Instument einen Kanal zuzuordnen, wenn auf jedem dieser
Kanäle alle Instrumente mehr oder weiniger laut zu höhren
sind. Wird ein Instrument nachträglich bearbeitet (sagen wir mit
einem Halleffekt) wird die Bearbeitung durch das Übersprechen auch
auf den anderen Instrumenten höhrbar. Der Hall, der z.B. im Gesang
notwendig ist, wird auch auf dem Schlagzeug höhrbar. Das Ergebnis
ist Matsch. Der Gesang wird bei uns in jedem Fall als Overdub
nachträglich aufgenommen, wenngleich eine Liveaufnahme der drei
Instrumente die Grundlage jeder Aufnahme darstellt.
Aber auch auf den Instrumenten stellt das Übersprechen ein Problem dar.
Bei uns macht schon die Größe des Übungsraums eine gute
Kanaltrennung nahezu unmöglich: Ein Kellerloch von 12
Quadratmetern.
Der Bass macht hierbei noch die geringsten Probleme, da er Parallel zum
Micro über den (im Verstärken integrierten) DI-Ausgang
abgenommen wird.
Auch Basedrum und Snare lassen sich spätestens auf dem Rechner per „Noisegate“ recht gut isolieren.
Das Hauptproblem stellte das gegenseitige Übersprechen von Gitarre und Overheadmikros des Schlagzeugs dar.
Das Schlagzeug auf der Gitarre sorge für Matsch beim Einsatz
von Raumeffekten, die Gitarre auf den Overheadspuren wurde unangenehm
klirrig, sobald die Becken mittels Equalizer betont wurden.
Erschwerend kommt hinzu, daß unser Raum – allen
üblichen Maßnahmen ihn schalltot zu kriegen zum
Trotze– einfach lausig klingt (was bei der Größe wohl
auch nicht anders zu erwarten ist).
Das Ziel ist also sowohl das Übersprechen, als auch den Raumanteil am Klang möglichst gering zu halten.
Die Lösung: Grenzflächenmikrophonie
Ein Grenzflächenmikro ist zunächt nicht anderes, als
eine Mikrophonkapsel mit Kugelcharakteristik, welche bündig in
eine schallharte Fläche eingelassen ist.
Diese Konstuktion ergibt einen Pegelgewinn beim Direktschall,
während der Diffusschall mit normalem Pegel aufgezeichnet wird.
Anders ausgedrückt: Der Raumklanganteil (und damit auch weite
Teile des Übersprechens) wird gegenüber einem normalen Mikro
relativ leiser aufgenommen.
Das Problem besteht in der Bassabbildung: Damit das ganze
funktioniert, muss die Fläche mindestens den Durchmesser einer
Halbwelle der aufzunehmenden Frequenz aufweisen. Um tiefe Töne mit
der relativ richtigen Lautstärke aufzunehmen, wäre also eine
sehr große Fläche erforderlich.
Grenzfläche 1: Drumoverhead
An der Decke (ziemlich niedrig, ca. 1,90m) über dem
Schlagzeug befindet sich eine Platte von 2,30m x 1,40m. In diese sind
im Abstand von 1,40m zwei Elektret-Kapseln, die eigentlich für die
„Kunstkopf“-Stereophonie gedacht sind eingelassen.
Das Ergebnis ist erfreulich: Brilliant und klar aber sehr trocken,
deutlich weniger Raumklang und weniger Übersprechen als mit
herkömmlichen Overheadmikros.
Aus o.g. Gründen sind die tiefen Frequenzen der Toms (insbesondere
der Standtom) zu leise und müssen in der Nachbearbeitung am PC
mittels Equalizer angehoben werden.
Grenzfläche 2: Gitarre
Hier geht es um die Abnahme von zwei übereinandergestapelten Vox AC30.
Es wurden also zwei Platten (aus Laminat) in der Größe
eines AC30 zugeschnittenund mit Aluwinkeln versehen, die es erlauben,
sie im Abstand von ca. 10cm vor die Verstärker zu hängen
– und zwar leicht schräg (also nicht wirklich parallel zur
Schallwand) um die Ausbildung stehender Wellen zu vermeiden.
Die Mikrokapseln wurden einem 70er-Jahre-Stereomikropfon
entnommen. Solche Teile, wie sie dereinst für heimische
HiFi-Bandmaschinen üblich waren, sind auf jedem Flohmarkt billig
zu haben, oftmals von erstaunlicher Qualität und aufgrund ihrer
Kugelcharakteristik für diesen Zweck bestens geeignet. Der einzige
Knackpunkt – der sich nur durch Ausprobieren klären
lässt – ist, ob die Kapseln die hohen Schallpegel vor dem
Gitarrenverstärker verzerrungsfrei vertragen.
Da mit dem Einbau der Kapseln in die Platte die Mikroposition ein
für allemal festgelegt wird, sollte man (sofern keine
ausreichenden Erfahrungen mit der Mikrophonierung des Verstärkers
vorhanden sind) zunächst mit einem normalen Mikro ein paar
Versuche durchführen.
Da das Grenzflächenmikro möglichst nur von vorne (vom
Verstärker) und möglichst wenig von der Rückseite
(Übersprechen der anderen Instrumente) aufnehmen soll und
gleichzeitig der Verstärker gegenüber den anderen Mikros
abgeschirmt werden soll (schließlich will man Amps wie den Vox
aus Soundgründen bei der Aufnahme nicht allzu leise machen), wird
die Rückseite der Platten mit Stoff bezogen und
großzügig wattiert.
Vergleichsaufnahmen mit dem so entstandenen
Grenzflächenmikro und einem MD421 ergaben im
Mitten/Höhen-Bereich durchaus vergleichbare Ergebnisse. Im
Bassbereich fällt die Grenzflächenaufnahme
erwartungsgemäß deutlich dünner aus. Dies stellt bei
der Gitarre ohnehin kein Problem dar. Im Interesse eines transparenten
Bandsounds mit möglichst wenig Matsch ist es üblich und
ratsam die Gitarre am unteren Ende ihres Frequenzspektrumszu
beschneiden (wenn der Gitarrist gerade Bier hohlen ist).
Die sonstigen Mikros
Allgemein pflegen wir eher uralte Mikros von ehedem professioneller
Qualität für ein paar Euro zu erwerben, als teuer Geld
für aktuelle Produkte der unteren Preisklasse auszugeben.
Gegenwärtig benutzen wir folgendes:
Drumoverhead: Grenzfläche, s.o.
Snare (nur oben): Sennheiser MD 421 (auf XLR umgebaut)
Snare (bei frühen Aufnahmen oben, zukünftig unten): Telefunken D66
Basedrum: Funkberater MD 30 (60er-Jahre DDR, Kugelcharakteristik,
platziert in der Mitte der BD. Winzig klein doch zentnerschwer. Tuchel
(groß) von Nöten)
Bass: Beyer N1X (das 60er-Konkurrenzmodel zum M421, etwas basslastig)
Gitarre: Grenzfläche, s.o.
Gesang:
RFT DM2410 (Dynamikmikro aus der Zone)
Peiker N 102 (alles andere als linear aber gut klingend. Als Livemikro laut und durchsetzungsstark)
Universum stereomikro (ja, die alte
„quelle“-Hausmarke; eigentlich Müll aber für
unsere Zwecke gut geeignet)
Sennheiser ME 80 (Richtrohr)
Gesangsaufnahme:
Der Gesang kann in einem winzigen Ü-Raum nicht live
mitaufgenommen werden. Das Übersprechen würde die
Nachbearbeitung unmöglich machen.
Wenn der Gesang also schon als Overdub aufzunehmen ist, liegt es
nahe, die Aufnahme gleich in einen besser klingenden Raum (in unserem
Falle das Wohnzimmer des Sängers) zu verlegen.
Unsere o.g. Strategie (alte gute Mikros für kleines Geld
erwerben) versagt in diesem Fall leider: Die alten Neumänner
werden einem nicht unbedingt nachgeworfen.
Des weiteren fehlt uns gegenwärtig ein Gerät, welches
die erforderliche Phantomspannung für ein Kondensatormikro
liefert. Dies gilt es in Zukunft zu ändern.
Bis auf weiteres arbeiten wir mit einer sog.
DECCA-Tree-Anordnung: Gesungen wird aus ca.25cm in ein Sennheiser
ME80-Richtrohr. Etwa 40cm weiter hinten befindet sich ein Stereomikro
mit einer Stereobasis von 25cm und einem Öffnungswinkel von 120
Grad.
Es werden also 3 Spuren aufgenommen: Die Mittelspur (mono) aus
dem Richtrohr; trocken, sehr klar, gute Verständlichkeit, sowie
eine Stereospur, die sehr viel Raum enthält. Wenn diese im Mix
noch 10ms nach hinten verschoben wird, ergibt sich schon ein ganz
netter Raumeffekt.
Das ganze ist aber eher ein Ansatz für weitere Experimente, wirklich zufrieden sind wir damit zur Zeit nicht. |
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